AA-Amyloidose

Diagnose von Amyloidose

Niere

Die AA-Amyloidose wird häufig durch eine Nierenbiopsie diagnostiziert, da eine Nierenbeteiligung etwa in 90% der Fälle besteht. Im Frühstadium tritt eine leichte Proteinurie auf, die innerhalb von wenigen Monaten in ein nephrotisches Syndrom mit Eiweißverlusten bis zu 20g /Tag übergehen kann.

Darm

Eine AA-Amyloidose des Magen-Darmtraktes (ca. 70%) kann lange Zeit asymptomatisch bleiben und führt bei fortgeschrittenen Verläufen zu einer Resorptionsstörung mit Mangelerscheinungen, chronischen Durchfällen und einen starken, ungewollten Gewichtsverlust. Bei antikoagulierten Patienten (z.B. Marcumar) kann alternativ eine Hautbiopsie mit subkutanem Fettgewebe durchgeführt werden.

Herz

Eine Herzbeteiligung bei AA-Amyloidose wird bei etwa 5-10% der Patienten beobachtet.

Symptome und Ursachen

Die AA-Amyloidose findet man häufig bei Patienten, die an einem autoinflammatorischen Syndrom oder an einer anderen chronisch-entzündlichen Erkrankung leiden. Die autoinflammatorischen Syndrome sind durch häufige Fieberschübe, Hautausschläge, Gelenk- und Muskelschmerzen gekennzeichnet. Während der Entzündungsschübe sind die Akute-Phase-Proteine CRP und SAA fast immer massiv erhöht. Zwischen den Schüben können CRP und SAA deutlich niedriger oder im Normbereich liegen.

Autoinflammatorischen Syndromen

Bauch- und Muskelschmerzen

Zu den autoinflammatorischen Syndromen zählen das familiäre Mittelmeerfieber mit regelmäßig auftretenden Bauchschmerzen und Schmerzen in der Brust (Pleuritis sicca). Ein MEFV-Gentest kann die Verdachtsdiagnose bestätigen. Bei dem „Tumor Nekrose Faktor Rezeptor assoziierte periodische Syndrom“ (TRAPS) stehen oft Bauch- und Muskelschmerzen im Vordergrund. Patienten mit TRAPS haben oft kein Fieber, im Schub werden aber typischer Weise massiv erhöhte Werte für das CRP gemessen. Daher wurde die frühere Bezeichnung der periodischen Fiebersyndrome in autoinflammatorische Syndrome geändert.

Chronische infantile neuro-cutane Arthritis (CINCA)-Syndrom, das Muckle-Wells-Syndrom (MWS) und Familial Cold Autoinflammatory Syndrome“ (FCAS)

Eine weitere Gruppe von autoinflammatorischen Syndromen umfassen das chronische infantile neuro-cutane Arthritis (CINCA)-Syndrom, das Muckle-Wells-Syndrom (MWS) mit einer Innenohrschwerhörigkeit und die familiäre Kälteurtikaria „Familial Cold Autoinflammatory Syndrome“ (FCAS) mit Urticaria-ähnlichen Hautausschlägen vor allem bei Kälteexposition, sowie Müdigkeit, Kopfschmerzen und einer Konjunktivitis im Schub. CINCA, MWS und FCAS werden auch als Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) zusammen gefasst, da sich bei diesen Patienten in der Regel bestimmte Mutationen nachweisen lassen. Zumindest im Schub sind CRP und SAA massiv erhöht.

Andere chronisch-entzündliche Erkrankungen

Andere chronisch-entzündliche Erkrankungen  wie z.B. eine chronisch-aktive Tuberkulose, chronische Wunden, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für eine AA-Amyloidose assoziiert. Hierzu zählen die rheumatoide Arthritis (=chronische Polyarthritis), die Psoriasisarthritis, der Morbus Bechterew, sowie Kollagenosen und Vaskulitiden.

Bei etwa 10-20% aller Patienten mit einer AA-Amyloidose können keine entzündlichen Grunderkrankungen nachgewiesen werden. Mögliche Spekulationen beziehen sich auf asymptomatische Verläufe der oben genannten Erkrankungen.

Weitere seltenere autoinflammatorische Syndrome

Darüber hinaus gibt es weitere, noch seltenere autoinflammatorische Syndrome (AIS). Das Risiko für eine AA-Amyloidose beträgt bei den autoinflammatorischen Syndromen im Mittel etwa 20% und korreliert mit der Intensität und Häufigkeit der Schübe, sowie mit der Dauer und dem Ausmaß der CRP- bzw. SAA-Erhöhung.

Therapie

Die Therapie der AA-Amyloidose richtet sich einerseits nach der Grunderkrankung und andererseits nach dem betroffenen Organ. Therapieziel ist, die klinischen Schübe zu unterdrücken und die CRP-Werte im Normbereich zu halten. Bei dem familiären Mittelmeerfieber ist Colchicum Therapie der 1. Wahl. In refraktären Fällen wurden bei einzelnen Patienten gute Erfahrungen mit dem IL-1-Rezeptorantagonisten Anakinra (Kineret®) gemacht. Auch bei TRAPS ist Anakinra Mittel der 1. Wahl, da hier Colchicum nicht und Steroide nur gering wirksam sind. Bei CAPS ist Canakinumab (Ilaris®) zugelassen, auch Anakinra (Kineret®) ist wirksam.

Antibiotische Therapie

Bei chronischen Infektionen stehen die antibiotische Therapie und Fokussanierung im Vordergrund. Bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden neben etablierten Basistherapien mit Methotrexat (cave Niereninsuffizienz), Azathioprin oder Leflunomid häufig auch Biologika (anti-TNF, anti-IL6R, B-Zelldepletion etc.) eingesetzt.

Organ-spezifischen Therapie

Bei der Organ-spezifischen Therapie stehen Angiotensin-Converting Enzym (ACE) Hemmer und Angiotensin 2-Antagonisten zur Nephroprotektion und Reduktion der Proteinurie, sowie zur Blutdruckeinstellung im Vordergrund. Bei Malabsorption sind Substitutionen von Vitaminen, Spurenelementen und eine ausreichende kalorischen Ernährung zu überprüfen.